Andacht (als Beitrag)

Seid stets bereit, jedem Rede und Antwort zu stehen, der von euch Rechenschaft fordert über die Hoffnung, die euch erfüllt.
1. Petrus 3, 15

Liebe Leserinnen und Leser!

Nicht immer ist Schweigen Gold und Reden Silber. In so manchen Situationen im Leben hat man geschwiegen, obwohl Reden vielleicht hilfreicher gewesen wäre und geredet, obwohl Schweigen angebrachter gewesen wäre. Nicht jedem will man Rede und Antwort stehen oder für alles Rechenschaft ablegen müssen. Doch mit dem Monatsspruch für April 2024 werden wir aufgefordert und herausgefordert: Nicht zu schweigen von der Hoffnung, die uns als Christenmenschen erfüllt. Hier werden wir, als Gemeinde Christi, aufgefordert nicht zu schweigen, von der Hoffnung, die uns erfüllt. Die Verse aus dem 1. Petrusbrief richten sich als „Mahnung“ an die Männer und Frauen der Gemeinde der damaligen Zeit. Es wird deutlich: Worte haben Macht und es ist besser, seine Zunge zu hüten und Schimpfwort nicht mit Schimpfwort zu vergelten. Wie die Menschen von damals sind auch wir heute aufgefordert, Gerechtigkeit anzustreben, den Frieden zu suchen und ihm nachzujagen, anstatt auf Böses mit Bösem zu reagieren, wie es in den Versen zuvor beschrieben wird. Wir werden herausgefordert, unsere innere Hoffnung nicht nur im Herzen zu tragen, sondern dieser auch Ausdruck nach außen zu verleihen in unseren Worten und Taten. Wir sind aufgerufen, jedem und jeder Rede und Antwort über diese Hoffnung geben zu können. Wir sind aufgefordert, bei diesem Thema nicht zu schweigen. Jedoch nicht auf eine überhebliche und aufdringliche Weise, sondern sanftmütig, ehrfürchtig und ohne Furcht. Vielleicht erleben wir heute nicht unbedingt Drohungen, wenn wir von der Hoffnung, die uns trägt, erzählen. Vielleicht ist es eher Gleichgültigkeit, vielleicht auch ein belustigtes Grinsen. Vielleicht aber auch ernsthaftes Interesse mit vielen, nicht immer einfachen, Fragen. Der Monatsvers fordert nicht nur heraus, er lädt auch ein zu einer persönlichen Reflexion: Wie steht es um mein Herz und meine Seele? Bin ich erfüllt von dieser Hoffnung, von der hier die Rede ist? Oder bin ich eher gefüllt mit Ängsten und Sorgen oder Neid und Zorn? „Das, wovon das Herz voll ist, davon redet der Mund.“ Der Vers kann auch eine Einladung sein, das eigene Herz zu prüfen, sich wieder mit dieser Hoffnung zu verbinden und neu Raum zu schaffen: für Gedanken des Friedens, der Liebe und der Gerechtigkeit. Der Vers ermutigt, nach innen zu schauen, um dann nach außen sprach- und handlungsfähig zu werden. Denn wenn wir innerlich von Hoffnung erfüllt und von Liebe ergriffen sind, dann werden das auch unsere Worte und Taten widerspiegeln. Pastorin Eva-Maria Franke Dies klingt wie eine einfache, klare Anweisung des Apostel Paulus an die Gemeinde in Korinth und für jede andere nicht nur christliche Gemeinschaft. Aber ist es wirklich so klar und einfach, was Paulus sagen will? Es stellt sich die Frage: Liebe, was ist das? Wie haben wir zu handeln, wenn wir all unser Tun von der Liebe bestimmt sein lassen sollen? Liebe ist ein Geschenk Gottes. Die Fähigkeit zu lieben ist die große Begabung des Menschen. Liebe ist aber nicht nur eine Gabe, sie ist auch eine Aufgabe, etwas, das uns große Verantwortung auferlegt. Gott gibt uns die Fähigkeit, ihn und einander zu lieben. Und wie geht das, einander lieben? Liebe ist mehr als ein Gefühl, sie ist ein bewusstes Denken, Reden und Tun zum Wohle eines anderen Menschen. Liebe erfordert den Einsatz unserer ganzen Person, lieben können wir nur mit Leib, Geist und Seele. Wie liebevolles Denken, Reden und Tun aussieht, sehen wir durch Jesus Christus. Aus dem Zeugnis der Bibel erfahren wir, dass Jesus die Menschen vorurteilsfrei angenommen hat. Er war für alle offen und gesprächsbereit. Leid erweckte sein Mitgefühl und er hat es gelindert, ja er gab den Menschen sogar das Leben in verschwenderischer Fülle, wie zum Beispiel beim Weinwunder auf der Hochzeit zu Kana. Wer ihn brauchte, für den war er da. Seine Liebe ging sogar so weit, dass er für die Schuld der Menschen vor Gott den Kreuzestod auf sich nahm. Wir Menschen waren durch unsere Schuld von Gott getrennt, aber Jesus Christus hat die Gemeinschaft zwischen Gott und uns wiederhergestellt, sodass uns nun Nichts und Niemand mehr von Gottes Liebe trennt, auch der Tod nicht. Wir werden auferstehen. Karfreitag und Ostern sind der große Liebesbeweis Gottes an uns Menschen. Möchte man also Alles in Liebe geschehen lassen, dann bedeutet dies: Man nimmt einander an, so wie man ist. Man achtet einander, weil Jesus Christus nicht nur für mich, sondern auch für den anderen Menschen die Versöhnung mit Gott bewirkt hat, wir also alle vor Gott gleichberechtigt sind. Man redet offen mit einander und nimmt sich Zeit zum Zuhören. Man versucht, einander zu verstehen, Fehler zu verzeihen und bemüht sich darum, die Dinge zu ändern, die die Gemeinschaft stören. Wenn es nun aber zur Liebe gehört, alles, was man tut, von der Liebe bestimmt sein zu lassen, muss man da nicht bei etwas gesundem Menschenverstand sagen: Das ist nicht zu schaffen? Ist die Kraft des Menschen zu lieben nicht genauso endlich wie der Mensch selbst? Gottes Liebe zu uns Menschen ist unvergänglich. Wer Liebe bekommt, kann auch Liebe geben. Geben und Nehmen muss sich die Waage halten. Wer immer nur gibt, steht bald mit leeren Händen da. Aber weil Gott uns seine unvergängliche Liebe schenkt, weil er ein Quell der Liebe ist, der niemals versiegt, haben wir immer einen Vorrat an Liebe, den wir weiterschenken können.

Eva-Maria Franke, Pfarrerin