Andacht (als Beitrag)

Als Jahreslosung wird von der Ökumenischen Arbeitsgemeinschaft für Bibellesen (ÖAB) jeweils drei Jahre im Voraus ein Vers aus der Bibel ausgewählt. Die Jahreslosung dient vielen Christinnen und Christen als Leitvers für das gesamte Jahr.

Die Jahreslosung 2025 lautet „Prüft alles und behaltet das Gute“. Sie stammt aus dem 1. Brief von Paulus an die Thessalonicher (1. Thessalonicher 5,21).

Der Verfasser des 1. Thessalonicherbriefes, der Apostel Paulus, fordert uns auf, nicht vorschnell zu urteilen. Sondern hinzusehen, hinzuhören, zu verstehen – eben zu prüfen – und erst dann zu entscheiden, was dem Guten dient. Paulus nennt als das Gute: Haltet Frieden untereinander. Tröstet die Kleinmütigen, tragt die Schwachen. Die Jahreslosung fordert uns dazu auf, mit Offenheit und Bedacht in die Welt zu blicken. Sie lädt ein, sich nicht zurückzuziehen, sondern die Welt und ihre Herausforderungen eingehend zu prüfen. In einem Jahr, das von Unsicherheiten und Krisen geprägt ist, ruft die Jahreslosung uns zu einer Kultur der gegenseitigen Achtung und offenen Auseinandersetzung auf. Alles prüfen bedeutet, offen zu sein für unterschiedliche Sichtweisen, zunächst Nichts ungeprüft zu lassen. Das Gute behalten bedeutet: Nach der Prüfung sich klar zu positionieren für das, was gut ist für meinen Mitmensch und mich. Es geht darum, in einer Welt voller Herausforderungen das Gute zu erkennen und für eine gerechtere Zukunft zu handeln. Besonders im Hinblick auf das kommende Wahljahr ermutigt die Jahreslosung, genau hinzusehen und zu prüfen, wer zur Menschenfreundlichkeit fähig ist, und wo einfache Lösungen nicht ausreichen. Die Aufforderung zur Prüfung bezieht sich auch auf die aktuelle politische und gesellschaftliche Lage: In krisenhaften Zeiten gilt es, nicht der Angst und Wut die Macht zu überlassen, sondern mit Offenheit und christlicher Freiheit die Fülle menschlicher Möglichkeiten zu prüfen. Die klare innere Orientierung an Jesus Christus ist hilfreich im Entscheidungsprozess für das Gute. Die Jahreslosung erinnert uns daran, dass der gemeinsame Wille, das Leben zu schützen, uns über kulturelle und religiöse Unterschiede hinweg verbinden kann – sei es in der Hilfe für die Bedürftigen oder im gemeinsamen Streben nach einem besseren, gerechteren Miteinander.

Pastorin Eva-Maria Franke