Bericht der GN zur Verabschiedung von Albert Arends als Organist – 24.12.2021

73 Jahre den Gesang mit der Orgel begleitet

Altreformierte Kirchengemeinde Laar verabschiedet Organist Albert Arends / 1948 im Alter von 13 Jahren auf Harmonium begonnen

Johann Vogel

Nach 73 Jahren greift Albert Arends am ersten Weihnachtstag das letzte Mal in die Tasten, um einen Gottesdienst zu begleiten. Er spielt auf einer Jackson-Orgel aus dem Jahr 1852, die aus Liverpool stammt und seit 1990 in Laar steht.

Wenn jemand viele Jahrzehnte ehrenamtlich in der Kirche tätig gewesen ist und nun nach 73 Jahren aufhört – in diesem Fall als Organist –, dann hat er viel erlebt und kann sehr viel erzählen.

Am ersten Weihnachtstag wird die altreformierte Kirchengemeinde Laar im Rahmen des Weihnachtsgottesdienstes Albert Arends für seine mehr als 70 Jahre Organisten- Tätigkeit gebührend danken und in den wohlverdienten Organisten-Ruhestand verabschieden.

Der Anfang einer beachtlichen Laufbahn:

Die Organistenlaufbahn von Albert Arends begann 1948 in dieser Kirche. Die Aufnahme stammt aus dem Jahr 1953.

In Albert Arends Elternhaus gibt es – wie in vielen Familien – ein Harmonium. Nach dem Zweiten Weltkrieg bekommt der junge Albert im Alter von zehn Jahren Harmonium-Unterricht beim pensionierten Lehrer Drees in Laar. Arends erinnert sich: „Wir wurden völlig auf Psalmen getrimmt. Ich musste immer aufschreiben, wie lange ich geübt hatte.“ Den Unterricht bezahlt die Familie Arends mit Speck, Butter, Kartoffeln, Eiern und frisch Geschlachtetem. Während der Schulzeit in der damaligen Volksschule Vorwald ist es dann vor allem Lehrer Heinrich Hensen, der das Harmoniumspiel fördert.

1948 begleitet Arends als Dreizehnjähriger ein erstes Mal den Gemeindegesang in einem Gottesdienst; er spielt einen Psalm und begleitet den damals üblichen Mittelgesang während der Predigt. Hinter ihm steht Jan Hindrik Ensink, der damalige Organist, um einzuspringen, falls „etwas schiefgeht“ – aber „es hat alles geklappt“. Im Jahr 1949 wechselt Albert Arends zur Oberschule, nun fehlt die Zeit für den intensiven Unterricht.

Die 1950er- und 1960er-Jahre:

Die Orgel der altreformierten Kirche, die der Laarer zuerst bespielte. Die Aufnahme stammt aus dem Jahr 1951.

Bis 1958 steht die Schul- und Ausbildungszeit im Vordergrund. Nur ab und zu spielt Arends im Gottesdienst die Orgel. Orgelunterricht erhält er ab 1958 während seines dreijährigen Lehramtsstudiums. Der Orgellehrer Timmer ist ein Kirchenmusikdirektor, der sehr hohe Ansprüche stellt. Mit den gewonnenen Erfahrungen spielt Arends dann von 1961 bis 1967 während seiner ersten sechs Berufsjahre an der Volksschule in Wielen oft die Orgel in der altreformierten Kirche in Wilsum. 1967 übernimmt er die Schulleiterstelle an der Grundschule in Laar und wird in die „Organistenriege“ der altreformierten Gemeinde mit Jan Hindrik Ensink, Gesina Ekenhorst und Jan Klompmaker aufgenommen. Die Dienste werden nach Absprache verteilt. Organistenmangel ist zu jener Zeit kein Thema.

Die neue Orgel:

1979 wird die neue Kirche in Laar in Gebrauch genommen, doch die Organisten müssen sich zunächst mit einer elektronischen Orgel begnügen.

Das Jahr 1990 hält dann für die beiden verbliebenen Organisten Albert Arends und Jan Klompmaker ein „Highlight“ bereit: Eine zweimanualige Jackson-Orgel – sie stammt aus dem Jahre 1852 aus einer Kirchenschließung in den 1980er-Jahren in Liverpool in England – wird nach gründlicher Renovierung durch Orgelbauer Mense Ruiter in Zuidwolde/Niederlande in der altreformierten Kirche in Laar aufgebaut.

Gerne erinnert sich Albert Arends: „Diese Orgel hatte all das, was ich mir immer gewünscht hatte. Es macht einfach sehr viel Spaß, eine solche Orgel zu bespielen. Wir Organisten hatten nun viele Möglichkeiten, Farbe in die Musik zu bringen.“ Arends ist auch heute noch begeistert: „Unsere Orgel ist immer noch ein Schatz.“ Ab 2012 wird Albert Arends als einzig verbliebener Organist von mehreren Kolleginnen und Kollegen aus den Nachbargemeinden bei den vielen Organistendiensten unterstützt.

Rückblick und Ausblick:

Im Gespräch mit Albert Arends spürt man die Freude, mit der er auch nach 73 Jahren noch immer die Orgel spielt und den Gemeindegesang begleitet. 73 Jahre Organistendienst – das bedeutet unzählige Übungsstunden, einige Tausend Begleitungen in Gottesdiensten am Sonntag und gelegentlich in der Woche. Gerne erinnert sich Arends an Veranstaltungen, an deren Vorbereitung und Durchführung er maßgeblich mitwirken durfte: an das Adventssingen zur Zeit von Pastor Alsmeier Ende der 1960er-Jahre oder an die Einführung von „Laar singt“ unter Pastor Dr. Gerrit Jan Beuker im Jahr 2010, eine Veranstaltung, die in den letzten beiden Jahren coronabedingt ausfallen musste.

Gedanken macht sich der nun ausscheidende Organist auch, wie es weitergehen wird. Organistenmangel macht sich immer mehr in vielen Gemeinden bemerkbar. Vielleicht sei die Begleitung des Gemeindegesangs auch durch andere Instrumente möglich, meint Arends. Er selbst spiele sehr gerne mit Bläsern zusammen.

Die große Motivation für das Orgelspiel wird deutlich in einigen persönlichen Gedanken. „Am Sonntagmorgen vor dem Frühstück versuche ich mich innerlich an der Orgel in der Kirche auf den Gottesdienst einzustimmen. In meinem Gebet vor dem Gottesdienst bitte ich Gott um Kraft, die Gemeinde zum Lob und zur Anbetung anzuleiten. Altes und neues Liedgut ist mir sehr lieb, besonders die Psalmen. Gern spiele ich nach dem Gottesdienst ein Stück, das einen Bezug zur Predigt hat, oder einen Choral aus Bachkantaten. Als Organist beschäftige ich mich viel mit den Liedtexten, die wir singen. Sie sind oft eine Predigt für sich. Je älter ich werde, desto wichtiger sind die Aussagen in den Liedtexten für mich.“ Ein Extralob hat er für „seine“ Gemeinde: „Das Orgelspiel macht besonders Freude, wenn die Gemeinde – eine möglichst große – kräftig singt und auf die Orgel achtet. Und unsere Gemeinde singt sehr gut.“ Zusammenfassend meint Albert Arends: „Meine Organistenlaufbahn war nicht aufsehenerregend, doch das Orgelspiel und der Gemeindegesang haben mein Leben sehr bereichert.“ „Orgelspiel macht besonders Freude, wenn die Gemeinde kräftig singt.“